© Homepage Bilder by Harry Dettmann
1962 Von Mutter bekam ich zum 16.Geburtstag meine erste Gitarre geschenkt. Die ersten musikalischen Versuche auf diesem Instrument trieben meinen Freund Rainer im Hotel Rad nicht nur zur Verzweiflung, sondern auch aus dem Zimmer. Fehlten mir doch zu dieser Zeit das nötige Kleingeld und auch die Zeit, Gitarrenunterricht zu nehmen. Also gab ich mich mit einigen Akkorden, die zu meiner Stimmlage passten und die ich mir genau einprägte, zufrieden. Die wenigen Akkorde und die Stimmlage harmonierten zu diesem Zeitpunkt sehr gut zusammen. Mein persönliches Problem bestand in all den Jahren und auch heute noch darin, dass ich keinerlei Noten lesen konnte. Das war beim Musizieren eines meiner größten Handicaps. Während meiner Freizeit fuhr ich immer öfters mit dem Fahrrad bei Wind und Wetter an die Ufer des Bodensees. Dort vor Ort machte ich auch meine erste große Bekanntschaft mit der weißen Bodenseeflotte. Im Hinterkopf tauchten nach und nach die ersten Gedanken auf, irgendwann einmal als Schiffskoch über die großen Meere zu fahren. Auch wenn dieser langersehnte Traum aus gesundheitlichen Gründen nie in Erfüllung gehen sollte. Dass dieser Traum eines Tages sein jähes Ende haben würde, erfuhr ich allerdings erst viele Jahre später. So ließen mich diese Gedanken an die großen Fahrten als Schiffskoch über die Weltmeere, bis zu dem besagten Tag, nie mehr so richtig los. Hinter meiner Musik, die ich so liebte, stand zur damaligen Zeit nur der Name eines Mannes: „Freddy Quinn.“ Tag und Nacht hörte ich mir seine Lieder auf dem Tonbandgerät an, Lieder die vom ungebundenen Leben, von Schiffen und von fernen Ländern erzählten, in denen der Atem des Meeres wehte, für See- und Landratten. Die meisten Titel kannte ich in der Zwischenzeit schon auswendig, und wenn ich mich in diesem kahlen Zimmer alleine fühlte, nahm ich die Gitarre heraus und sang meine Lieblingslieder mit den wenigen Akkorden, die ich auf diesem Instrument beherrschte. In diesen Liedern und in dieser Musik klangen für mich die Weiten des Meeres und meine persönliche Sehnsucht nach fernen Ländern und unbekannten Welten. Diese Lieder, die mich nie mehr losließen, weckten in mir den großen Wunsch nach einem anderen Leben, nach dem Leben fern von Großstadt, Hotel und Herd. War das alles nur ein Traum? Oder sollte dieser Traum für mich irgendwann einmal in Erfüllung gehen? „Der zweite Freddy“, so wurde ich später sehr oft in Presseartikeln genannt und bei der Programmansage durch die Moderatoren angesagt. Aus der Bewunderung für diesen einmaligen Schlagersänger hatte ich allerdings nie einen Hehl gemacht. Und vor allem war meine Art, wie ich die Lieder von Freddy interpretierte, danach die perfekte Aussage der Presseleute, die ich auf keinen leugnen kann. Aus der heutigen Sicht war für mich der Ausgangspunkt ein sehr großer Fehler, dass ich mit den Liedern von Freddy Quinn, meine Erfolge aufbauen wollte. Leider habe ich es zu spät versäumt, eine Weiche zustellen, um den Weg der Eigenständigkeit, meine persönliche Identität zu finden. Tausend Erinnerungen werden für mich heute noch wach, beim Abhören dieser Melodien. Unvergessliche Stunden! Und manchmal denke ich auch mit etwas Wehmut an einen meiner Lieblingstitel zurück, die ich im Hamburger Filmstudio aufgenommen hatte: „Wieder in der Heimat.“ Stecken doch so viele Erinnerungen gerade in diesem einen Titel! Verbunden mit diesem Lied bleibt für mich speziell nur eine traurige Erinnerung zurück, ein weiteres negatives Ereignis, zu dem ich später kommen möchte. Damals dachte ich selbst im Traum nicht daran, dass ich irgendwann auf einem großen Luxusdampfer fahren würde oder in einem Tonstudio meine eigenen Plattentitel aufnehmen würde. Gedanken, die mich allerdings im Vorfeld nie losgelassen haben. Wenn die Zeit, die ich am Bodensee verbrachte, auch noch so schön war, der Alltag holte mich immer wieder auf den Boden der Tatsache zurück. Denn dieser Alltag war mein Beruf als Kochlehrling, den ich auf jeden Fall für mich persönlich zufrieden stellend erledigen musste und auch wollte. Ein sehr guter Abschluss war mein Ziel, dass ich mir persönlich gesteckt hatte und dieses Ziel wollte ich mit meiner ganzen Willenskraft erreichen, denn schließlich wollte ich die Eltern nicht wieder enttäuschen. Die Arbeit allerdings wurde für uns Lehrlinge im Hotel Rad nicht einfacher. Die Arbeitsstunden wurden auch nicht kürzer. Im Gegenteil, unmittelbar nach der Probezeit wehte ein anderer, noch strengerer Wind. Zehn bis zwölf Stunden waren weiterhin an der Tagesordnung. Gab es während der Probezeit für jeden Lehrling nach Feierabend noch ein schönes Eis, wurde dieses mit der Aussage, dass muss ab sofort bezahlt werden, aus unserer Wunschliste gestrichen. Am Abend und mit sofortiger Wirkung gab es zum Bedauern der Lehrlinge also kein Eis mehr. So folgte eine Neuregelung nach der Anderen und es machte unsere Arbeit dadurch nicht mehr leichter.
© by Harry Dettmann
1962 Von Mutter bekam ich zum 16.Geburtstag meine erste Gitarre geschenkt. Die ersten musikalischen Versuche auf diesem Instrument trieben meinen Freund Rainer im Hotel Rad nicht nur zur Verzweiflung, sondern auch aus dem Zimmer. Fehlten mir doch zu dieser Zeit das nötige Kleingeld und auch die Zeit, Gitarrenunterricht zu nehmen. Also gab ich mich mit einigen Akkorden, die zu meiner Stimmlage passten und die ich mir genau einprägte,zufrieden. Die wenigen Akkorde und die Stimmlage harmonierten zu diesem Zeitpunkt sehr gut zusammen. Mein persönliches Problem bestand in all den Jahren und auch heute noch darin, dass ich keinerlei Noten lesen konnte. Das war beim Musizieren eines meiner größten Handicaps. Während meiner Freizeit fuhr ich immer öfters mit dem Fahrrad bei Wind und Wetter an die Ufer des Bodensees. Dort vor Ort machte ich auch meine erste große Bekanntschaft mit der weißen Bodenseeflotte. Im Hinterkopf tauchten nach und nach die ersten Gedanken auf, irgendwann einmal als Schiffskoch über die großen Meere zu fahren. Auch wenn dieser langersehnte Traum aus gesundheitlichen Gründen nie in Erfüllung gehen sollte. Dass dieser Traum eines Tages sein jähes Ende haben würde, erfuhr ich allerdings erst viele Jahre später. So ließen mich diese Gedanken an die großen Fahrten als Schiffskoch über die Weltmeere, bis zu dem besagten Tag, nie mehr so richtig los. Hinter meiner Musik, die ich so liebte, stand zur damaligen Zeit nur der Name eines Mannes: „Freddy Quinn.“ Tag und Nacht hörte ich mir seine Lieder auf dem Tonbandgerät an, Lieder die vom ungebundenen Leben, von Schiffen und von fernen Ländern erzählten, in denen der Atem des Meeres wehte, für See- und Landratten. Die meisten Titel kannte ich in der Zwischenzeit schon auswendig, und wenn ich mich in diesem kahlen Zimmer alleine fühlte, nahm ich die Gitarre heraus und sang meine Lieblingslieder mit den wenigen Akkorden, die ich auf diesem Instrument beherrschte. In diesen Liedern und in dieser Musik klangen für mich die Weiten des Meeres und meine persönliche Sehnsucht nach fernen Ländern und unbekannten Welten. Diese Lieder, die mich nie mehr losließen, weckten in mir den großen Wunsch nach einem anderen Leben, nach dem Leben fern von Großstadt, Hotel und Herd. War das alles nur ein Traum? Oder sollte dieser Traum für mich irgendwann einmal in Erfüllung gehen? „Der zweite Freddy“, so wurde ich später sehr oft in Presseartikeln genannt und bei der Programmansage durch die Moderatoren angesagt. Aus der Bewunderung für diesen einmaligen Schlagersänger hatte ich allerdings nie einen Hehl gemacht. Und vor allem war meine Art, wie ich die Lieder von Freddy interpretierte, danach die perfekte Aussage der Presseleute, die ich auf keinen leugnen kann. Aus der heutigen Sicht war für mich der Ausgangspunkt ein sehr großer Fehler, dass ich mit den Liedern von Freddy Quinn, meine Erfolge aufbauen wollte. Leider habe ich es zu spät versäumt, eine Weiche zustellen, um denWeg der Eigenständigkeit, meine persönliche Identität zu finden. Tausend Erinnerungen werden für mich heute noch wach, beim Abhören dieser Melodien. Unvergessliche Stunden! Und manchmal denke ich auch mit etwas Wehmut an einen meiner Lieblingstitel zurück, die ich im Hamburger Filmstudio aufgenommen hatte: „Wieder in der Heimat.“Stecken doch so viele Erinnerungen gerade in diesem einen Titel! Verbunden mit diesem Lied bleibt für mich speziell nur eine traurige Erinnerungzurück, ein weiteres negatives Ereignis, zu dem ich später kommen möchte. Damals dachte ich selbst im Traum nicht daran, dass ich irgendwann auf einem großen Luxusdampfer fahren würde oder in einem Tonstudio meine eigenen Plattentitel aufnehmen würde. Gedanken, die mich allerdings im Vorfeld nie losgelassen haben. Wenn die Zeit, die ich am Bodensee verbrachte, auch noch so schön war, der Alltag holte mich immer wieder auf den Boden der Tatsache zurück. Denn dieser Alltag war mein Beruf als Kochlehrling, den ich auf jeden Fall für mich persönlich zufrieden stellend erledigen musste und auch wollte. Ein sehr guter Abschluss war mein Ziel, dass ich mir persönlich gesteckt hatte und dieses Ziel wollte ich mit meiner ganzen Willenskraft erreichen, denn schließlich wollte ich die Eltern nicht wieder enttäuschen. Die Arbeit allerdings wurde für uns Lehrlinge im Hotel Rad nicht einfacher. Die Arbeitsstunden wurden auch nicht kürzer. Im Gegenteil, unmittelbar nach der Probezeit wehte ein anderer, noch strengerer Wind. Zehn bis zwölf Stunden waren weiterhin an der Tagesordnung. Gab es während der Probezeit für jeden Lehrling nach Feierabend noch ein schönes Eis, wurde dieses mit der Aussage, dass muss ab sofort bezahlt werden, aus unserer Wunschliste gestrichen. Am Abend und mit sofortiger Wirkung gab es zum Bedauern der Lehrlinge also kein Eis mehr. So folgte eine Neuregelung nach der Anderen und es machte unsere Arbeit dadurch nicht mehr leichter.